"Verhältnismässig..." - 5.2.21

Verhältnismässig wenig trägt dir das Leben nach. Und verhältnismässig viel trägst du dem Leben nach.

Was du erlebst, bringt dich dazu, Stellung zu beziehen, es zu bewerten und zu beurteilen, was es mit dir macht oder gemacht hat. Das führt dazu, dass du klagst oder schweigst. Es führt dazu, dass du widersprichst.

Verhältnismässigkeit scheint so sehr sachlich - sachbezogen - zu sein. Dabei ist es nichts anderes als eigene persönliche Einschätzung - ob es nun berechnet wurde, ob es Tabellen dafür gibt oder es einem Gefühl entspringt. Verhältnismässig häufig betrügst du dich damit, um dir das zurechtzubiegen, was du nicht geradebiegen kannst, oder von dem du denkst, dass es dich verbiegt, dass es dich fordert, dass es dich verändert.

Im Verhältnis Dinge zu sehen, macht es verhältnismässig schwierig zu beobachten, wie genau du dich betrügst.

Sei ehrlich zu dir: wo sollten Schritte getan werden und du traust dich nicht? Du weisst nicht, wie und du hast Angst davor, was dann geschieht?

Wo hast du Schritte getan, die nicht deiner Situation entsprochen haben, die nicht stimmig waren - ob sie nun zu gross, zu klein oder sonst wie unpassend waren?

Genau hinzuschauen, ehrlich zu dir zu sein: das ist keine Verurteilung. Es ist keine Bewertung und es ist kein "dich schlecht machen". Es ist ein „dich-befreien-aus-den-vielen-kleinen-Lügen“, die du dir immer wieder selbst auftischst.

So viele hast du schon davon, dass du dein ganzes Zimmer damit tapezieren kannst. Es ein Mosaik ergibt, worauf ein Bild erscheint, das dir eine Wahrheit sichtbar macht, die nicht zutrifft.

Ehrlich mit dir selbst sein. Dir eingestehen, wo’s passt, auch wenn du dies so gar nicht willst und wo es nicht passt und du auch da nicht einverstanden bist.

Du wirst nicht zu dem, nur weil du es dir so zurechtbiegst.

Viele kleine Lügen. Immer wieder. So dass du es nicht mal mehr merkst. Du meinst, der Verstand legt sie dir vor. Er erklärt dir, weshalb du etwas tun sollst oder nicht. Es erscheint plausibel. Du spürst es nicht mal, dass es nicht passt. Es ist, wie wenn du dir deine Füsse mit den Schnürsenkeln verknotet blockieren würdest. Und dann, irgendwann, staunst du, wenn du einen Schritt tun möchtest und du gar nicht gehen kannst.

Deine Ehrlichkeit ist gefragt. Zuallererst zu dir Selbst. Es tut nicht weh, dir Dinge einzugestehen. Es gibt dich frei, wenn du dir erlaubst, dich selbst zu sein. Zu entdecken, was du bist und was du werden kannst, wenn du dich wachsen lässt.

Auch wenn du immer eine Rose sein wolltest, darfst du dennoch Apfelbaum werden, wenn‘s deiner Natur entspricht, nicht wahr?

Hab Mut, dich wachsen zu lassen.