"Stress" 31.8.18

Stress


Lass uns gemeinsam darüber nachdenken, was das Leben so alles von dir fordert. Mit viel Einfühlungsvermögen kann man zwar einiges wahrnehmen, doch die Zusammenhänge zeigen sich auch dann nicht. Viel mehr ist es das offenkundige „darüber Sprechen“, das ausmacht, dass man mit jeder Faser des Seins verstehen lernt.

Nun denn sprechen viele Menschen von Stress.  

Anspannung, Gehetzt sein, Ängste, Sorgen, Befürchtungen, lassen sie immer weiter in die Verstrickung kommen. Alles zeigt sich dem Menschen von aussen diktiert, und er funktioniert darin, scheint ausgeliefert zu sein.

Stress entsteht, wenn das System überfordert ist. Wenn zuviel an negativem Empfinden auf das Wahrnehmungssystem Einfluss nimmt. Und oft gelingt es nicht, aus dem Karussell der Überforderung auszutreten. Dabei liesse es sich relativ einfach stoppen. Denn der Stress hängt zuweilen hauptsächlich mit den eigenen Ängsten zusammen, nicht mit der Angelegenheit, nicht mal mit dem Menschen. Die Angst, nicht zu genügen, seine eigenen Grenzen als Beschränkung zu erfahren, ausgelotet zu werden von allem, was da wartet und erledigt, gefühlt, durchdacht werden sollte, müsste. Dies alles braut einen giftigen Cocktail im Inneren, im Verborgenen. Und das Verheerende ist, dass man in diesem Zustand genau das Gegenteil erreicht von dem, was man brauchen würde: man verliert die Konzentration, verzettelt sich, hat keine Energie mehr, spürt Ohnmacht und „Zentriert sein“ kann man sich nicht einmal mehr vorstellen in diesem Zustand, nicht wahr?

Nun - was tun, wenn der Stress zuschlägt? Wenn du ihn an der Backe hast, dann heisst es, sich den Ängsten zu stellen, die dahinterstehen: zu versagen, nicht zu genügen, nicht akzeptiert zu werden, aus dem Rahmen zu fallen - was auch immer da anklingt- dahingehend braucht es Entspannung und Verständnis. Dann kommt die Konzentration zurück. Du kannst dir sagen:


Ich tu mein Bestes.

 

In der Ruh,

aus der Ruh,

das führt dazu

dass es gelingt.

Und wenn nicht,

konnt’ Ichs nicht ändern.


Stress ist der Ausdruck für Blockaden im Körper, im Geist, in Emotionen. Und es bringt nichts, gegen den Stress anzukämpfen, sondern zu entschleunigen, zurück in die Mitte finden: eins um das andere.

Das ist kein Erfolgsrezept für Erfüllung der Ansprüche, dies ist einfach das menschenfreundliche Programm, das die Seele verträgt, denn die Seele braucht Freiheit. Hinter alldem - hinter den Ängsten, hinter Stress erleben, dem Auseinandersetzen mit Ansprüchen - hinter alldem steht, bei allem und jederzeit die Entdeckung, die Entscheidung:

  • bin ich Mensch und agiere, reagiere ich als Mensch, oder
  • kann ich mir bewusst machen, dass ich mehr bin und mich demzufolge auch nicht in das   hineinpressen lasse, auf was ich mich sonst dezimiere - auf Körper, auf Aktion, auf Zeit.


Kann das wirklich der Inhalt des Lebens sein, sich über solche Engpässe hetzen zu lassen? Oder geht es vielmehr darum, genau dann und genau deshalb zu erfahren, zu leben, sich bewusst dafür zu entscheiden, dass du mehr bist? Dass das, was du bist, nicht zerbricht, nicht verloren geht, nicht einmal beeinträchtigt wird von den momentanen Geschehnissen oder den zu erfüllenden Ansprüchen?

Alles ist dazu da, genutzt zu werden dafür, zu entdecken, dass es anders ist, als es auf den ersten, auf den vertrauten Blick hin scheint.

So freu dich auf den nächsten Stress. Und verweis ihn dann an seinen Platz. Nämlich ausserhalb deines Seins, Teil aus deinen Ängsten, die eh nur dazu da sind, dich klein zu halten. Ängste sind nicht in der Lage, dich kompetent zu beraten. Sie sind nicht deine Helfer, und schon gar nicht deine Freunde. Ängste sind die Schatten einer einzigen grossen Befürchtung: dass du klein, ausgeliefert, machtlos bist, begrenzt in Raum und Zeit. Wenn du das wärst, könnten wir nicht miteinander kommunizieren. Glaube mir, wenn du das wärst, könntest du dir keine Gedanken darüber machen, ob da mehr ist. Da muss mehr sein. Also durchschreite deine Ängste. Nimm Vorsicht mit, nutze deinen Verstand, aber löse dich aus der Angst.