"Stille" 9.11.18

Momente der Stille sind kostbar. Sie schenken dir die Möglichkeit, dein eigenes inneres Tönen zu hören. Sie helfen dir, wahrzunehmen was nachhallt, was Ton macht, Ton gibt - was dir den Ton gibt, ja? Selten wird Stille dazu benutzt, um dabei zu hören. Gerne wird sie dahingehend eingesetzt, dass die Stille gesucht wird, um nichts mehr zu hören - um Stille zu haben.

Dies trifft wohl zu, wenn wir es in die äussere Welt umwälzen. Hier hilft dir Stille. Sie gibt dir Frieden. Sie gibt das Gefühl von Pause. Einmal kurz aussetzen, einmal schnell in das Vakuum des Nichtgeschehen eintauchen. Dies ist ein wichtiger Prozess, und ich rate dir, dies täglich dir auch zu geben, dieses „Ausgeklickt vom Weltenrummel“. Dann sitzt du da und geniesst es, nichts zu hören. Nimmst wahr, wie sich deine Ohren fühlen, wenn nichts auf dich ein-prasst*.


Hier kommt die nächste Lektion: denn wenn das Äussere überbrückt werden kann oder eben kurzzeitig ausgeschaltet wird, kommt das innere Singen. Dann kannst du dasitzen und versuchen, in dir drin Töne zu hören. Vielleicht gibt es sie gar: das ist jedoch nicht, wovon ich spreche.

Dieses innere Tönen lässt sich mit nichts aus deinem Wahrnehmungssystem orten. Es geschieht in deinem Geist, nicht in deinem Kopf, nicht in deinen Gedanken. Es geschieht in deinem Geist. Und es kann sein, dass du es nicht mal wirklich wahrnimmst, eben weil dein ganzes System nicht darauf eingestellt ist.


Und doch wird es da sein. Es ist immer da. Nur ist es für viele beinahe unmöglich, es wahrzunehmen in all den äusseren Eindrücken. Darum die äussere Stille.

Dasitzen, nichts denken, nichts hören, nichts sehen, dies ist eine gute Voraussetzung für das innere Musizieren, deiner Seele, deines Geistes - beides dasselbe.


Weisst du, mit deinem Entschluss, dich darauf einzulassen, es entdecken zu wollen, dich dem hinzugeben - auch wenn da nichts ist, was du registrieren kannst - dieser Entscheid bedeutet ganz viel! Denn er ist das Zugeständnis, dass nicht du die Regie führst, sondern dass da etwas ist, von dem du Teil bist. Und dass, wenn du alle eigenen Belange wegredigierst**, dann etwas zum Tragen kommt, das dich trägt. Dass da etwas ist, in das du eintauchst. Sobald du das „IchSein“ ausser Acht lässt.

Dieses Zugeständnis ermöglicht deinem Geist, Dinge zu verändern in deiner Wahrnehmung, in deinem Denken, in deinem Sein, und zu berichtigen - ins rechte Licht zu rücken, könnte man sagen.


Welch Gnade, dass du immer jederzeit und überall von diesem Grossen, von dem du Teil bist, nicht getrennt, dass du davon jederzeit getragen bist. Jederzeit alles da ist, was du brauchst und es niemals darum geht, dass du etwas fordern musst - alles gut!


Das, dieses Lied singt dir die Stille. Lausche, mein Kind.


  *Bedeutung „Prassen“ - verschwenderisch leben.

**Bedeutung „redigieren“- in Ordnung bringen, inhaltliche Fehler suchen und beheben.