"Gerechtigkeit" - 29.7.22

Ein Hauch Gerechtigkeit - wer wünscht sich das nicht? Ganz sicher kennst du, kennt jeder, eine Situation, in der er oder sie sich ausgeliefert fühlt, ungerecht behandelt, nicht gesehen, zu wenig anerkannt - und da erhofft man sich, dass das Schicksal, das Leben die Ereignisse, die Dinge zurechtrücken. Dem Heilvollen Wirkung gibt. Das Gute stärkt. Sodass die Gerechtigkeit siegt.


Nun, gleichzeitig kennst du auch die Situation, dass die die Dinge aus verschiedenen Betrachtungswinkeln verschieden gesehen werden. Was also dem einen ungerecht erscheint, erscheint dem andern andern absolut gerechtfertigt.

Es ist also das Denken genauso sehr wie die innere Haltung, die „deine“ Gerechtigkeit entstehen lässt.

Und immer und immer wieder meint ihr, es sei das Leben, das Gerechtigkeit, genauso wie Ungerechtigkeit formt, ausübt, geschehen lässt.


Weisst du, in allesamt dem was geschieht, ist es niemals möglich eine solche Sichtweise einnehmen zu können, die dann entscheiden kann, was rechtens ist und was nicht. Und wo deswegen die Gerechtigkeit unterstützt werden soll, in welcher Sichtweise sie richtig ist.

Immer kann nur jeder Einzelne mit sich selber ins Gericht ziehen.


Was empfindest du als gerecht?

Weswegen?

Und ist diese Form von Recht und Richtig-sein die, die auch andere leben lässt und auch andere die ihrige Form von Richtigkeit erfahren lässt?


So sind wir bei der Aussage, die du gut kennst: Leben und leben lassen.

Sie ist die Basis, auf dass Gerechtigkeit für alle möglich wird.


Doch was ist der Preis?

Der Preis ist Toleranz.

Der Preis ist, dass niemandem alles zusteht.

Dass es nicht darauf ankommt, was du willst. Auch nicht, was du haben willst. Auch nicht, was du sein willst.

Es geht darum - jeden Tag - dass du dich lebst. Somit dir selbst gerecht wirst.

Und die Art, in der du lebst, sich so gestaltet, dass jeder andere und alles andere ebenfalls leben kann. Nicht auf deine Kosten, jedoch darf es auch die andern nichts kosten, so wie DU lebst.


Dieses Mass finden und es nicht als Einschränkung zu begründen. Sondern erkennen, was für ein Segen und was für ein Geschenk es doch ist, selbst regeln zu können, wo Grenzen liegen.

Es braucht ein Mass an Abgrenzung. Und ab und an braucht es dies in aller Deutlichkeit zu vertreten. „Goodwill“ ist eine kostbare Fähigkeit. Sie hat jedoch nur Wurzeln, wenn alle Interessen gesehen werden: die des andern, die eigenen. Die von Heute, die von Morgen.


„Nach mir die Sintflut“ ist die Haltung, die niemandem gerecht wird.

Und die jeden Hauch von Gerechtigkeit im Keim erstickt.


Die Balance finden zwischen Gemeinschaft und Individuum.

Zwischen du und ich.

Zwischen „was brauch ich“ und „was will ich“.


Gerecht ist nicht, wenn alle dasselbe kriegen. Sondern wenn jeder das hat, was ihn wohl sein lässt im Leben.