„Freiheit und Sicherheit“- 22.1.21

Lasst uns heute mal über Sicherheit und Freiheit nachdenken. Dies ist ein Spannungsfeld: es sind zwei verschiedene Pole derselben Bewegung.

Sicherheit ist das, was du brauchst, damit du dich frei entfalten kannst. Damit du wahrnehmen kannst, was dich ausmacht, was du leben möchtest und was du in alldem sein darfst, dass du Teil der Gesellschaft bleibst. Dass du umsorgt bist, behütet. So definiert sich Sicherheit.

Freiheit ist das, wonach du dich sehnst - immer dann, wenn du Grenzen spürst, Grenzen erlebst, Grenzen aufgezeigt bekommst oder aufgesetzt bekommst. Freiheit darf nie aus deiner Vorstellung verschwinden, und sie anzustreben wird immer Teil des „Mensch-Sein“ ausmachen. Freiheit ist das, was der Geist braucht, und auch der Körper - das ganze Individuum, weil es nur so ausdrücken kann, was es ist. Dies kannst du tun, anstreben und leben.


Doch - je mehr Freiheit du einforderst, sie auch riskierst, umso mehr musst du bereit sein, Sicherheit aufzugeben. Und dies sind zwei Kräfte, die dich wachsen lassen. Sie sind wie zwei Beine, auf denen du stehen kannst. Mal mehr auf dem einen, mal mehr auf dem anderen. Und wenn du Schritte tust, brauchst du Beide zum vorwärts gehen. Doch immer wechseln sie sich ab: immer braucht das eine das mehr oder weniger starke Verzichten auf das Andere.

Dies alles ist sehr individuell durch deine Geschichte, deine Prägungen, deine Erfahrungen, dein Naturelle - welche Mischung für dich Wohlbefinden bedeutet: das Mass an Sicherheit, gepaart mit der möglichen Menge Freiheit.


Nun seid ihr alle Individuen: der eine braucht mehr davon, der andere weniger. Wann immer Lösungen angestrebt werden, bei denen die Menschen durch dasselbe Gefäss gemessen werden, gibts Tumult.

Dies lässt sich nicht einheitlich lösen, dies lässt sich nicht regeln. Weder durch Verbote noch durch Regeln. Immer wird das Individuum beschnitten - doch was macht eine starke Gesellschaft aus, eine stabile - die in der Lage ist, eine Gemeinschaft, eine Verbindung aufrecht zu erhalten, in der Bewegung und in der Veränderung? 

Ihr seid keine träge Herde. Ihr seid pfiffige Lebendigkeit! Und ihr braucht das, was DEM Ausdruck verleiht. Einheitliche Lösungen können also nicht die Lösung sein. Einheitliches Denken ebenso wenig. Und eine einheitliche Betrachtungsweise im Sinne von schwarz und weiss, hell und dunkel, recht und unrecht, ist unmöglich. Und das Individuum kann noch so clever sein: das Unmögliche wird nicht möglich. Weder durch Lüge, noch durch Angst. Weder durch Verbote, noch durch Einschränkungen.


Bewusstsein, Vertrauen und Verantwortung - das sind die Pflanzen, die wachsen müssen. Mit dem Licht der Freiheit und dem Boden der Sicherheit werden sie gedeihen. Und so wird ein Mit-einander zu einer Kraft. Sonst bleibt es eine Last.


Trau dich, deinen Weg zu gehen. Trau dich, für dich einzustehen. Und traue dem anderen zu, dass er dies für sich selbst auch entscheiden kann. Sei weise und erkenne, dass jeder weise genug ist, um Verantwortung zu übernehmen.


Verantwortung reissen die einen an sich. Und die anderen stehen weit weg, damit sie ja nicht mit ihr in Berührung kommen. Und doch ist sie  - genauso wie die Freiheit, genauso wie die Sicherheit - eine Pflicht des Mensch-Sein. Und ein Privileg.

Es erfordert, dass du dir Gedanken machst über dich selbst. Es erfordert, dass du dich deinen Ängsten stellst, und dass du einsiehst, dass dir niemand die Angst nehmen kann. Wie sie sich auch verkleidet, wie sie dich auch erschrecken konnte.


Immer ist es die Angst vor der Vergänglichkeit, der du begegnest. Schau genau hin! 

So gilt es in erster Linie zu akzeptieren, dass du vergänglich bist, und dass es nichts gibt - bitte verzeih - was dieses Schicksal ändern könnte. Wenn du dazu JA sagst, kannst du dich der Angst stellen, und du kannst anfangen anzugehen. Deine Verantwortung übernehmen.


Es ist höchste Zeit.

Mensch sein bedeutet leben. Angehen. Veränderung. Hinnehmen. Und vergänglich sein. Es ist ein Gesamtpaket. Und keine Angst, keine Vorsicht und kein Kopf-in-den-Sand-stecken ändert etwas daran. Noch nie ist ein Mensch dem Leben entgangen und noch nie dem Sterben entkommen. JA sagen zum Sterben gibt dir die Kraft zum Leben. Dann kannst du aus der Starre erwachen und etwas aus deinem Leben machen.


Sei nicht schon halb-tot wenn du lebst, in der Hoffnung, du könntest damit den Tod überleben.


Jetzt bist du lebendig - jetzt geniesse das Leben - jetzt sei voll und ganz was du BIST.

Und wenn es vorbei ist, dann ist‘s der richtige Zeitpunkt um hinzuschauen, was übrig bleibt und wie es weiter geht.


Keine Angst hat den Tod jemals besiegt. Doch der Mensch ist in der Lage, die Angst zu besiegen. Und dann wird der Tod ein weiser Freund - denn er macht, dass du BEWUSST leben kannst.

Dass du es geniessen kannst.

Dass du Veränderung bewirken wirst.

Dass es Freude macht: das Leben, eben!