"Die Lebendigkeit bewahren"- 25.2.22

Was unterscheidet dich heute von der Art und Weise, wie du als Kind erlebt hast? Du bist überlegter, nicht wahr? Du kannst besser formulieren, was du möchtest und was nicht. Und du hast Strategien entwickelt, wie du eben genau darauf Einfluss nehmen kannst.

So meinst du zumindest, dass dein Leben so läuft, wie du willst.


Du hast dir angeeignet, dich gewissen Dingen zuzuwenden und dich von anderen abzuwenden. Dies hat dir die Möglichkeit gegeben, dass du scheinbar wählen kannst, wo du dich involvierst und wozu du auf Abstand gehst.

Gleichzeitig fällt dir auf, dass du dich nicht mehr so freuen kannst, wie damals als Kind. Dass du nicht mehr diese Leichtigkeit empfindest - die Lebendigkeit scheinbar verloren hast.


Doch Lebendigkeit kannst du nicht verlieren. Lebendigkeit ist das, was das Leben mit sich bringt.Und erst, wenn du gestorben bist, hast du diese Art von Lebendigkeit, wie du sie kennst seit Kindheit, nicht mehr auf dieselbe Art und Weise zur Verfügung.

Weshalb ist es ein Unterschied - das Empfinden, das du erlebst mit zwei Jahren, oder mit zweiundneunzig?


Ich möchte es nicht verallgemeinern, ja, und doch ist es sehr häufig zu beobachten, dass in dieser Zeitspanne viel geschieht, was dir scheinbar die Unbekümmertheit nimmt. Und du erklärst es dir so, dass das Leben eben heftig ist und du kämpfst, damit es dich nicht unterkriegt. Und das kostet halt Lebendigkeit.


Doch schau genau hin. Auch als Kind war nicht alles kunterbunt: als Kind musstest du gehorchen. Als Kind musstest du Dinge tun, die du gar nicht tun wolltest. Als Kind wurdest du übergangen. Deine Meinung hat nicht wirklich gezählt. Man hat dich nicht für voll genommen. Vielleicht wurdest du gar wegen deiner Schwachheit gequält.

Kind-sein ist nicht einfach nur Honigtopf - und doch ist da so viel Lebendigkeit. Was also geschieht bei den meisten Menschen im Laufe des Erwachsenwerdens?


Es geschieht, dass sie sich distanzieren. Dass sie sich nur noch involvieren, wenn es so läuft, wie sie es sich wünschen. Und alles andere ist zuwider. Stösst auf Ablehnung. Macht, dass du dich verschliesst - und DAS nimmt dir das Leben. Nicht das Leben selbst, ja? Sondern deine Art, wie du begegnest.


Geh wieder in Berührung mit dem Geschehen. Lass dich ein. Lass dich zuerst mal lebendig-sein und nicht nur Wertung.

Wenn etwas geschieht ist es leichter durchzustehen, wenn du’s nicht bewertet hast, sondern begreifst, dass dies jetzt IST.


Denn du bist nicht zum Widerstandskämpfer gemacht, sondern fürs lebendige Erleben.

So bleibt die Kraft bei dir. Der Widerstand aber raubt sie dir.