"Den Ansprüchen genügen" - 15.1.21

Meine Lieben

Die Erwartung der Anderen erfüllen, den Ansprüchen genügen: wieviel Zeit deines Lebens dreht sich genau um diesen Punkt. Du merkst, wie du in Beziehung stehst, wie jede Form von Beziehung dich fordert, Stellung einzunehmen und durch dein Handeln, durch dein Tun zu zeigen, welche Wichtigkeit der Andere einnimmt.

Ansprüche deiner Selbst an dich - auch hier kannst du gut und locker einiges aufzählen. Die Bilder, die du hast, wie du sein musst, sein sollst, sein möchtest, auf dass du ein guter Mensch bist, ein guter Freund, eine gute Mutter, ein guter Chef - immer sind es Bilder, die du erfüllst.

Mal sehr engagiert, mal gezwungenermassen freiwillig. In diesem Meer der Ansprüche mit-schwimmen, deinen Platz darin finden und möglichst alle Aufgaben so erledigen, dass du dabei an Ansehen, an Wichtigkeit gewinnst. Denn wozu sonst könnten Ansprüche dienen?


Hängt das Mensch-sein tatsächlich davon ab? Ist es mit-entscheidend, wie du dich gibst und welchen Dingen du dich verpflichtest, ihnen gerecht wirst, damit du etwas bist, was Wert hat?


„Einem Anspruch gerecht werden“ ist immer die Haltung, dich am Aussen zu orientieren - selbst wenn es deine eigenen Ansprüche sind. Immer geht es darum, einem Bild zu entsprechen oder ein Bild zu sein: ein Bild von einem Mann, ein Bild von einer Frau.


Was ist tatsächlich an Anspruch zu erfüllen? Was ist der Teil, der wichtig ist für das Zusammenleben, für das Zusammensein? Was ist der Teil, der wichtig ist, auf dass du dich gut fühlst - mit dir?

Gilt es nicht vielmehr das zu leben, was du merkst, dass es dich so sehr ausmacht, dass du Freude empfindest, wenn du es sein kannst?

Und zu welchem Preis musst du dir dies erkaufen, diese Freude - und auch die Freiheit, es zu sei?


Einem Anspruch gerecht werden, das zwingt den Menschen immer, dass er sich nach der Decke streckt. Dass er mehr die Situation ist, das Geschehen, die Freundschaft, die Beziehung, als sich selbst.

Doch wie kann etwas in deinem Leben Bedeutung haben, wenn du nicht selbst voll und ganz mit dabei bist, es nicht vollkommen ausfüllst und lebst?

So lange du auf die Ansprüche schaust, bist du immer in der Wertung, nicht in der Achtsamkeit. Und es ist dir nicht möglich, darauf zu achten, ob es dir wohl tut. Und so führst du dich über kurz oder lang immer wieder in Situationen hinein, in denen du wohl den Ansprüchen gerecht geworden bist, dir selbst aber nicht. Dann musst du mühsam dich wieder finden. Denn jedesmal, wenn du einen Anspruch erfüllst, gibst du dafür einen Teil von dir auf. Es ist Austauschen, Tauschhandel. Du versprichst dir dafür die Achtung, die Liebe, die Wertschätzung der Anderen, wie auch deine eigene.


Wann endlich findet der Mensch den Mut, eben diesbezüglich auf das eigene Wohl achtend keinen Handel mehr einzugehen?

Vorstellungen darfst du haben: von dir, von den Anderen. Nur muss dir jederzeit absolut bewusst sein, dass es deine VORSTELLUNG ist. Du stellst dir vor, dass es tatsächlich ist. - Es ist ein Konstrukt, entstanden aus deinen eigenen Wünschen, auch deinen Entbehrungen.


Nun - wenn du dann aber darauf achtest, dass es dir Wohl ist und dass du eben nicht die Ansprüche erfüllst, sondern dein eigenes SEIN, dann brauchst du den Handel nicht mehr.


So geht es darum, mutig zu sein. Es braucht mutige Menschen, die gewillt sind, hin zustehen. Nicht den Ansprüchen der Gesellschaft zu genügen. Auch nicht den Ansprüchen der Regierung, auch nicht den Ansprüchen der Gegenpartei. Schau bei dir selbst hin, welche Ansprüche du an dich stellst: was steht vor deinem Wohlbefinden? Wovon machst du es abhängig?


Sei mutig.

Lebe dich selbst und gestehe jedem zu, dass er dasselbe tut. Was du denkst, ist DEINS. Sowohl wenn es um deinen eigenen Kram geht, genauso wie wenn es den der Anderen betrifft. Es lässt sich kein Problem lösen, in dem man Ansprüche stellt und Ansprüche erfüllt.

Mutig ist, wer sich sich selbst zuwendet.


So übe MUT.

Liebe dich.

Und sei wohl damit.