"Deine Existenz" - 31.3.23

Natürlich darfst du gerne jederzeit verstehen wollen. Du darfst es auch gerne immer wieder versuchen. Doch das ganze Leben über diesen Kamm zu scheren - das macht dich nicht glücklich. Es bringt dich viel eher zum zweifeln. Oder mutlos in dich selbst zu versinken.

Denn was genau tut der Verstand? Er misst, ordnet ein, bringt im Bezug, verknüpft und absorbiert. Er macht aus allem etwas Erfassbares. Und was er in keine solche Form hinein bekommt, zerstampft er als nicht existent.

So begründet er Existenz.


Doch Existenz lässt sich nicht begründen - sie ist schlicht und einfach nur erlebbar. Und alles, was sie ausmacht, kannst du nur dadurch erfassen, dass du dich darauf einlässt.


Die Existenz als solches ist ein Wunderwerk der Schöpfung: Inbegriff von Lebendigkeit, und doch mit nichts ins Leben zu holen.


Dein Wesen kann erleben, dein Verstand verstehen.

Das eine gelingt nur auf des anderen Kosten.


Es ist undenkbar, das was existiert, in irgendeiner Form zu beschreiben. Und doch tust du es unablässig: du beobachtest, registriert, und machst dir Gedanken dazu. So beschreibst du schlussendlich, was du erlebst, was du beobachtest - schlicht: was du wahrnimmst und gibst ihm diese oder jene Bezeichnung. Somit erschaffst du wohl das, was du definierst, aber wirst dem, was du wahrnimmst, dennoch nicht gerecht. Gleichzeitig kreierst du durch die Definition eine Form und machst, dass es so oder so, dies oder jenes ist.


Von dem Moment an ist es in Gefahr: jetzt kann es bedroht werden: Es kann verändert werden, aufgelöst oder zerstört.


Von dem Moment an, wenn du etwas definierst, ist es nun als DAS erschaffen. Und als DAS ist es nun ständig bedroht - es droht ihm, plötzlich nicht mehr genau DAS zu sein. Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, dass es stattdessen etwas anderes werden könnte - DAS eine ist existentiell bedroht.


Das ist, was du ständig auch mit dir machst.

Ständig und stetig: du erlebst dich, beschreibst dich und machst dich genau von diesem Augenblick an bedrohlich unbeständig. Denn wenn dir das genommen wird, wozu du dich definierst, hast du dich eben genau für dieses eine verloren. Du kannst dadurch, dass du dies nicht mehr bist, in dem , dass du es bist, ausgelöscht werden.


Solange du wahrnimmst und es nicht benennst, was du da erlebst - solange kann es weder werden noch gehen.


Nun also - aufgrund dieser einen Tatsache erklärt sich das Fortbestehen folgendermassen:


Nur eine definierte Existenz kann bedroht werden.


Wenn du dich als Körper definierst, bist du an seine Endlichkeit gebunden. Solange du dich physisch erlebst, jedoch in keinerlei Definition hinein begibst, so lange bist du endlos lebendig.

Deine Existenz begründet sich nicht ÜBER den Körper, sondern erlebt sich in dem einen Moment DURCH den Körper. Mehr nicht. So bist du auch losgelöst von ihm erlebbar.


Das alles findet ausschliesslich in deinem Geist statt.

Nur weil du denkst, bist du nicht. Aber wenn du denkst, was du bist, bist du alles andere nicht.


So ist dies die Osterbotschaft schon seit tausenden von Jahren. Und noch immer blickt der Mensch nicht dahinter. Noch immer fängt er sich selbst durch das Definieren dessen, was er erlebt und wie er es empfindet.


Welch grosse Aufgabe, den kleinen Schritt des Zuordnens wegzulassen!