Vom Leben geläutert, könnte man dem sagen. Oder ganz einfach: lebendig gehalten.
Wie oft sind doch Wünsche und selbstgefasste Ziele verlorengegangen in den Wirren des Alltags. Wie häufig richtet sich weder Zufall noch Geschick danach, was du gerne hättest. Ich bin mir sicher, du weisst sehr gut, wovon ich spreche. Glaube mir, ich weiss, wie häufig du dich wieder aufgerappelt hast, wie viel Kraft es dich gekostet hat und wie schwer es dir gefallen ist, dich wieder neu auszurichten. Rückschläge hinnehmen, Verluste akzeptieren, Tiefschläge wegstecken - das alles gehört im Leben zur Tagesordnung.
So brauchst du zweifelsohne die Fähigkeit, dich neu auszurichten. Genauso wie die Gabe, dir Mut zu machen.
Jedoch die wichtigste Eigenschaft ist und bleibt jederzeit: das Vergessen. Was im Allgemeinen wenig erstrebenswert erscheint, ist in Tat und Wahrheit ein Mechanismus, der Leben schenkt. Denn nur durch das Vergessen wirst du wieder frei. Solange du vergibst, erinnerst du dich. An das Unrecht, an den Schmerz, an die Verletzung. Dies alles prägt dich demzufolge immer noch. Selbst wenn es im Laufe der Zeit den Stachel verloren hat, prägt es und ruft immer wieder das Scheitern, das Unglück in Erinnerung. Dieses Prägungsmuster wirkt dann auf deine Gedanken, deine Handlungen, selbst auf deine Zellen, deinen Körper. Einem Stempel gleich drückt so das Vergangene dem Zukünftigen die Grundstruktur auf.
Vergessen selbst ist die Gnade loszulassen. Das prägende Muster sinkt ins Unterbewusstsein ab. Selbst hier hinterlässt es noch seine Farbe, seinen Geschmack und seinen Eindruck. Aber es schenkt dir so immerhin die Freiheit für deine Gedankenmaschine. Und hier spinnst du die Fäden der Gegenwart! Nur diese Fäden existieren wirklich! Hier Freiheit zu finden gibt dir dein wahres Sein zurück. Hier bist du ewiger Geist. Dies ist Lektion eins im Zirkus des Schaffens.
Lektion zwei geht noch tiefer:
Wenn du deine vergangenen Erlebnisse dem grossen Gütigen zu Füssen legst und dir erlaubst, sie DA zu vergessen, akzeptierst du die Ordnung des Geistes. Du erlaubst somit, dass die Dinge berichtigt werden können. Dass jede Form von Fehlschöpfung als das, was sie ist, erkannt wird. Es birgt in sich das Erkennen, dass nicht du als Mensch weisst, was Sache ist. Vielmehr durfte die Einsicht geschehen und in ihre Entfaltung kommen, dass da eine grössere Macht dir gut gesinnt zu Hilfe kommt. Dass da eine Macht dein Seelenwohl jederzeit und jedem Ort sanftwohl klärt und als höchstes Gut deinem Sein entgegenträgt. Dass nichts so ist, wie du selbst es meinst, weil alles immer in deinem Muster Prägung gleichwohl echt zu sein gedacht wird. Selber kannst du diesem Muster nicht entrinnen - ihm aber die Bedeutung nehmen und es eben dem, der dich geschaffen hat, zurückgeben. Kein Machtanspruch, keine Peinlichkeit, kein Fehler, kein Versagen - nichts wird er finden, wenn deine Prägung erst mal vergessen ist.
Darum glaube mir - selig ist das vergessen können, ewig das sein.